BZ 16.06.2015

Zu den zahlreichen historischen Gebäuden in Lindau zählt die Kröll-Kapelle. Im Jahr 1515 ver- legte die Stadt den Lindauer In- selfriedhof aus Platzmangel auf das Festland nach Aeschach. Da damals ein Friedhof nur an einem Kirchhof liegen durfte, begann man zeitgleich mit dem Bau der Kröll-Kapelle. Der Bau wurde nach drei Jahren 1518 abgeschlossen. Die Stadt Lindau ermöglichte die Finanzierung des Baus. Eine Geldspende aus einer damals sogenannten Pfründe- stiftung der Lindauer Patri- zierfamilie Kröll sicherte die Finanzierung zusätzlich ab. Dadurch lag es nahe, die Familie für die Namensge- bung der Kapelle Pate stehen zu lassen. Im Jahre 1647 ist das Dach der Kapelle während des Dreißigjährigen Krieges zer- stört worden und es mussten die ersten Reparaturarbeiten durchgeführt werden. Erst 1831 legten die Hand- werker wieder Hand an die Kapelle an, als sie zu einer Leichenhalle umgebaut wer- den sollte. Zu diesem Zwecke nahmen sie die ersten weit- reichenden Veränderungen an der Kapelle vor. 100 Jahre lang musste die Kröll-Kapel- le in dieser Missgestalt ver- harren. Bis sie 1931 Lindaus Ehrenbürger Ludwig Kick durch seine private Spende erlöste. In den Jahren 1931 und 1932 restaurierten das Stadtbauamt und das Bayeri- sche Landesamt für Denk- malpflege das kleine Gottes- haus. 500 Jahre Kröll-Kapelle auf dem Aeschacher Friedhof Wechselvolle bauliche Geschichte und geschichtsträchtiges Baudenkmal Versuche der Wiederher- stellung Man versuchte an der im 19. Jahrhundert stark verän- derten Westwand die damals zugemauerten ursprüngli- chen Öffnungen wieder her- zustellen. Dies geriet teilwei- se zur Neugestaltung, da das grobe Bruchsteinmauerwerk zerstört war. Allein die Fens- teröffnungen im Schiff und Chor ließen sich mit ziem- licher Sicherheit originalge- treu rekonstruieren. Auf Wunsch von Ludwig Kick wurde die von Menzel Laminger gegossene Glocke vom Dach entfernt. Sie fand ihren Platz im Inneren der Kapelle, damit man die schö- ne Gussarbeit aus dem Jahr 1515 aus der Nähe betrach- ten konnte. Von den bedeutendsten Grabsteinen haben Stein- metze Kopien angefertigt, um sie gegen die Originale auf dem Friedhof auszutau- schen. Die wertvollen Origi- nale sind nun im Inneren der Kapelle ausgestellt, um sie vor der Witterung und dem damit verbundenen Verfall zu schützen. Nach Ende des zweiten Weltkriegs sprach man der Kapelle wieder ihre eigentli- che Bestimmung zu. Die Stadt Lindau erlaubte erst russisch-orthodoxen Chri- sten und später in den 60er Jahren einer Christenge- meinschaft die Kapelle für ihre Gottesdienste zu nut- zen. Sanierung 2004/2005 Ausschlaggebend für die jüngste Sanierung der Kröll- Kapelle 2004/2005 war die Sicherung der Fußgänger am Langenweg. Die Ziegel, die sich immer wieder vom Dach der Kapelle lösten, stellten eine Bedrohung dar. Das Städtische Bauamt hatte sich schon Jahre vor der Sanie- rung bemüht, die Gefahr zu bannen. Dieses Vorhaben scheiterte aber immer wieder an den finanziellen Mitteln. Die Gesamtkostenschät- zung für die Dachsanierung belief sich schließlich auf rund 30.000 Euro. 2004 war es dann soweit und der Betrag kam in den Haushalt der Stadt für 2005. Aus denkmalpflegerischer Sicht war es unverzichtbar, das gesamte bauliche Gefüge in seinem Bestand und sei- nem Schadensbild detailliert zu erfassen. Im April 2004 stellte man fest, dass die historische Mönch- und Nonnendek- kung mit der zugehörigen Vermörtelung stärker Zum 500-jährigen Bestehen der Kröll-Kapelle hat der Förderverein „Lindauer Kulturerbe Alter Friedhof e.V.“ unter anderem eine Ausstellung organisiert. BZ Fotos: P. Borel Die Kröll-Kapelle hatte über die Jahrhunderte unterschiedliche Funktionen. ANSICHTEN 13. Juni 2015 · Ausgabe KW 24/15 · an alle Haushalte Bürgerzeitungmit Amtsblatt der Stadt Lindau (B) LINDAUER ▶ BZ verlost Eintrittsbändel für "Literatur in vier Innenhöfen" Seite 17 beschädigt war als ursprüng- lich angenommen und die Kosten auf 60.000 Euro an- steigen würden. Auch durch das Engage- ment des Fördervereins für die Erhaltung des Alten Aeschacher Friedhofs, der 7.000 Euro für diesen guten Zweck sammelte und die För- derung durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpfle- ge und andere staatliche Institutionen, konnte das Vorhaben dennoch realisiert werden. Die Experten erkannten, dass die Struktur des Dach- werks über die vielen Jahre sehr abenteuerlich geworden war und ausgetauscht wer- den musste. Nachdem das Skelett des Daches herge- stellt war, haben es Dachdek- ker wieder mit neuen Mönch- und Nonnenziegeln fachmännisch versehen. Außerdem haben sich Hand- werker der Innenfassade angenommen, diese von Ris- sen befreit und neu verputzt. Die Innenrestauration geschah in Zusammenarbeit mit einem Restaurator. Damit konnte sichergestellt werden, dass die ursprüngli- che, stilechte Schönheit der Kröll Kapelle noch lange Zeit für die Nachwelt erhalten bleibt. LC/AB Ihre nächste BZ erscheint Samstag, 27.06.2015 Samstag, 11.07.2015 Erscheinungstermine Der Faszination Oldtimer kann sich fast niemand entziehen. Ob man will oder nicht, gehört das Automobil zu unserer Kul- tur. Die Geschichte des Automobils zu bewahren, darum kümmern sich Oldtimerliebhaber. Bei Rallyes, wie der Lindau- Klassik, kann man diese Schätze aus nächster Nähe bewundern. Sie ist praktisch ein rollendes Museum. Seit 20 Jahren veranstalten wir, die Scu- deria Lindau, diese Rallye und verbinden dabei die Schönheit der Bodensee- landschaft mit der Schön- heit der Technik. Das hat am Bodensee eine lange Tradition, wenn ich an Wankel, Dornier oder Graf Zeppelin denke. Ernst Laufer, Scuderia Lindau Auto Sport Club e.V. ▶ Am 13. Juni findet das 12. Aeschacher Sommerfest statt Seite 21 Geschäftsleben: Geburtstag Die Volksbank am Köchlin- weiher wird 10. S. 9 Essen und Trinken: Neues Leben Stilvoll genießen im Boutique-Hotel und Restaurant Adara am Alten Schulplatz. S. 12 Energie und Verkehr: Notfallübung Helfer und Einsatzkräfte für Gefahren sensibilisiert. S. 6 Mobil: Kostbarkeiten 20. Lindau Klassik Scuderia Oldtimer-Rallye findet am 28. Juni statt. S. 22 – 23 Gesund leben: Herzinsuffizienz Vortrag zu Ursachen und Diagnostik sowie Therapie- möglichkeiten. S. 26

BZ 16.06.2015

Seitenübersicht